Das naturalistische Ballett

Nach dem Ersten Weltkrieg ermunterte sie „Dr. Römer“ ihre Neigung zum naturalistischen Tanz in privaten Vorführungen umzusetzen. Lola Bach sammelte eine Gruppe von jungen Frauen, vom Ballett und aus der Freikörperkultur-Bewegung und studierte mit ihnen ein, was ihr seit Jahren vorgeschwebt hatte. „Römer“ gründete derweil die „Gesellschaft der Freunde der Kunst“ und mietete von der Logenbaugesellschaft einen Saal in der Joachimstaler Straße 13. Dort feierte das Lola-Bach-Ballett im Frühjahr 1921 Premiere und erntete „rasenden Applaus“.

Im Frühsommer 1921 arrangierte „Römer“ mit Direktor Walter Kollo (dem bekannten Operetten-Komponisten) ein Engagement auf der Kleinkunstbühne ‚Potpourri’ im Künstlerhaus.

Als ihre ehemalige Mit-Tänzerin Marlen – zwischenzeitlich die Geliebte eines bekannten Verlegers – Selbstmord begeht, musste Bach sie im Leichenschauhaus identifizieren. Für Bach brach eine Welt zusammen, aber es gelang ihr dennoch nicht ihren Abhängigkeiten, zu denen sich auch eine Kokainsucht gesellt hatte, zu entkommen.

Obschon die „Gesellschaft der Freunde der Kunst“ sich von ihren Mitgliedern unterschreiben ließ, an den Vorführungen keinen Anstoß zu nehmen, wurden Polizei-Spitzel eingeschleust. Im August 1921 kam es zu einer Anklage wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses.

Der Geschäftsführer des „Naturalistischen Balletts Lola Bach“ nahm Kontakt mit dem durch spektakuläre Prozesse bekannten Verteidiger Erich Frey auf, der zeitgleich bereits seine Freundin Celly de Rheidt wegen einer sehr ähnlichen Angelegenheit verteidigte. Noch fast vierzig Jahre später schilderte Frey seine erste Begegnung mit Lola Bach:

„Was dann kam, war Magie. Es war kein Tanz mehr. Es war eine berauschende, übergangslose Folge von allem, was je irgendwo auf der Welt getanzt worden war. Vom Kasotschok der russischen Steppe zum spanischen Flamenco, vom balinesischen Tempeltanz zum Liebestanz des Harems, zum Walzer, zum Tango... Ich war wie verzaubert, wie benommen.“
Mitte Januar 1922, nur wenige Tage vor dem Prozess gegen Lola Bach, wurde die Nackttänzerin Celly de Rheidt von einer Strafkammer zu einer hohen Strafe verurteilt. Vielleicht war sie es, die im Film Lady Hamilton (Uraufführung 20. Oktober 1921) die Rolle der Phryne gespielt hatte, die Rechtsanwalt Erich Frey auf die Idee brachte, das Urteil der Phryne in einem neuzeitlichen Prozess zu inszenieren.

[ „Lola Bach“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 11. Juli 2013, 18:20 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Lola_Bach&oldid=120452518 (Abgerufen: 30. Oktober 2013)]